Aus der Ortschaftsratssitzung Böhlitz-Ehrenberg:
Zahlreiche Kinder und Jugendliche, aber auch einige Eltern und Vertreter des Jugendclubs selbst waren zur Mai-Sitzung des Ortschaftsrates erschienen, um gegen die geplante Schließung des Jugendclubs zu demonstrieren. Seitens der Verwaltung war Janina Bittner, Abteilungsleiterin Jugendhilfe erschienen, um die Kinder und Jugendlichen, die Bürgerinnen und Bürger, aber auch die Mitglieder des Ortschaftsrates über das Vorhaben der Einstellung der Finanzierung des offenen Freizeitstreffs in Böhlitz-Ehrenberg zu informieren. Bis dato war über das Vorhaben nur in der Presse zu lesen, eine Einbindung bzw. Information des Ortschaftsrates vorab gab es nicht.
Frau Bittner informierte, dass es zwar eine Aufstockung der finanziellen Mittel für die Jugendhilfe im Doppelhaushalt gab, aber zudem gab es auch neue Anträge zu den bisher bestehenden Programmen. Von daher musste eine Auswahl erfolgen, welche Projekte finanziell weiter unterstützt werden. Unter den dabei zu berücksichtigenden Kriterien würden die offenen Freizeittreffs (OFT) in der Priorität weit hinten stehen und damit weit weniger intensiv gefördert. Hinzu käme, dass bei den offenen Freizeittreffs lediglich vier pro Einteilungsgebiet erhalten bleiben sollen. Der Bereich, zu dem Böhlitz-Ehrenberg gehört, hätte mehr als vier OTFs. Die Entscheidung, welcher Freizeittreff schließen muss, werde nach einer Bewertungsmatrix beurteilt, an deren Ende eine Prozentzahl stünde. Die geringste Prozentzahl bedeute das Aus des entsprechenden Clubs. Die Anwendung der Bewertungsmatrix bedeutet aber auch, dass die Entscheidung im Rathaus stattfindet, eine Begutachtung des Clubs und seiner Arbeit vor Ort in Böhlitz-Ehrenberg gar nicht zur Debatte steht, fasste Ortsvorsteher Achtner zusammen und zeigte sich darüber gegenüber der Mitarbeiterin der Verwaltung verwundert. Deren weiteren Ausführungen war zudem zu entnehmen, dass nicht die Verwaltung für die Entscheidung der Schließung zuständig sei, sondern alleinig der Jugendhilfeausschuss. Hier hakte Ortschaftsrat Hauschild nach und fragte, wer denn die Entscheidungsgrundlage dem Ausschuss zugearbeitet hätte. Diese sei dann doch von der Verwaltung erstellt worden.
Ortschaftsrat Andreas Faulhaber merkte an dieser Stelle an, dass vor nicht all zu langer Zeit die Schulbürgermeisterin Vicki Felthaus bezüglich der Errichtung der neuen Jugendhilfeeinrichtung an der Schönauer Landstraße von einem spannungsarmen Umfeld in Böhlitz-Ehrenberg gesprochen habe, zu dessen Grundlage auch der Jugendclub beitrage. Dieses spannungsarme Umfeld wird dem Jugendclub aber nun als Argument vorgelegt, um ihn zu schließen, da andere Stadtteile größere Bedarfe an Hilfseinrichtungen hätten. Kurzum, in den letzten 17 Jahren habe der Jugendclub zu gut gearbeitet, fasste Achtner ironisch zusammen. Genau diese 17 Jahre gute Arbeit vor Ort werde völlig außer Betracht gelassen. Das Konzept eines Angebotes überwiegt der tatsächlichen Arbeit, führte Achtner weiter aus. Er kritisierte wiederholend, dass der Ortschaftsrat bis zur Pressemitteilung nicht informiert, geschweige denn angehört wurde, wie es sein Recht sei. Achtner ging sogar weiter und zweifelte die Rechtmäßigkeit des Verfahrens an. Generell sei das Verfahren zu hinterfragen, wenn die Information der Einstellung der Förderung nicht ordnungsgemäß und fristgerecht an die entsprechenden Projektträger gegeben werden. So müsse der Jugendclub bereits zu Ende Juni dieses Jahres schließen. Die Antwort auf die Frage, wie das der Träger, der Springburg e. V., hinsichtlich des Mutterschutzes einer Mitarbeiterin bis 2024 gewährleisten soll, blieb offen.
Achtner hinterfragte zudem, wie nachhaltig die Schließung sei, wenn in absehbarer Zeit – und so wird es laut Meinung des Ortsvorstehers kommen – der Bedarf eines offenen Freizeittreffs in Böhlitz-Ehrenberg wieder besteht. Hier müssten dann zunächst wieder Räumlichkeiten gefunden und entsprechend ausgestattet werden, was wiederum zu höheren Kosten führe. Auch das Argument, dass die Kinder ja die anderen OTFs im Stadtgebiet nutzen könnten, sah Achtner als nicht zielführend an und dies gerade im Hinblick auf die anstehenden Brückenbauarbeiten und den damit verbundenen längeren Anfahrtszeiten und -wegen. Gleiches gelte für die Idee der geplanten mobilen Angebote für Kinder und Jugendliche: »Das gleiche dem Angebot des Schadstoffmobils. Das ist auch immer genau da, wo man es nicht braucht!«, konstatierte Achtner.
Nach diesem regen Austausch von Argumenten, denen die Kinder ruhig und interessiert folgten, obwohl sie wohl den Ausführungen der Verwaltungsmitarbeiterin aufgrund ihrer Kompexität und der Schnelle dergleichen inhaltlich eher nicht folgen konnten, kamen nun endlich diese, aber auch deren Eltern und Angehörige zu Wort. Verständlich waren die zahlreichen Unmutsbekundungen bezüglich der Schließung, aber auch die Ängste der Kinder- und Jugendlichen wurden zum Ausdruck gebracht, sowohl im gesprochenen Wort als auch mit Plakaten und Transparenten. Einige Kinder nutzen die Gelegenheit, sich bei der Leiterin des Jugendclubs, Frau Rupprecht, und den weiteren Mitarbeitern zu bedanken, gaben Einblicke in die Aktivitäten und in die Arbeit des Jugendclubs, brachten zum Ausdruck, dass sie nicht ewig zum nächsten Jugendclub unterwegs sein wollen und diese Zeit lieber vor Ort in ihrem Jugendclub in Böhlitz-Ehrenberg mit all ihren Freunden verbringen wollen. Zum Abschluss fasste sich ein Mädchen ein Herz und appellierte in Richtung Verwaltung, dass der Jugendclub in Böhlitz-Ehrenberg unbedingt erhalten bleiben müsse. Dafür wurde sie mit tosendem Applaus belohnt. Schlussendlich machte Ortsvorsteher Denis Achtner den Ortschaftsräten den Vorschlag, einen Antrag an die Stadtverwaltung einzureichen, der die Weiterförderung des Jugendclubs Böhlitz-Ehrenberg fordert. Diesem Antrag stimmten alle Ortschaftsräte zu.
Als nächstes stand die 1. Änderung zum Bau- und Finanzierungsbeschluss zur Barnecker Straße auf der Tagesordnung. Aufgrund gestiegener Material- und Energiekosten wird der Bau um 198000,– Euro teurer und kostet nun insgesamt 1058500,– Euro. Dies wurde vom Ortschaftsrat zur Kenntnis genommen.
Aus den Mitteln für Brauchtum erhielt der Tanzsportclub Leipzig für die Kinder- und Jugendarbeit 1000,– Euro. Weiterhin informierte Achtner über die Evaluierung des mittelfristigen Investitionsprogramms für Straßen und Brücken. Hier habe die Stadt insbesondere in Ortsteilen und Randgebieten nur rund 34 Prozent der geplanten Maßnahmen umsetzen können. Abschließend teilte Achtner mit, dass die offizielle Eröffnung des Grundschulneubaus am 22. Juni erfolgen wird.
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